Das Theater im Gärtnerviertel holt mit „Weißes Mäuschen warme Pistole“ von Olivia Wenzel ein brisantes Thema auf die Bühne.
„Der Hass ist ein aktives Missvergnügen.“ (J.W.Goethe)
Rund zehn Jahre hatten die Rechtsterroristen Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe unentdeckt in Zwickau gelebt und eine Mordserie geplant und ausgeführt: Acht türkischstämmige und ein griechischer Kleinunternehmer wurden zwischen September 2000 und April 2006 am helllichten Tage erschossen. Die in den Schlagzeilen als „Döner-Morde“ bezeichneten Untaten wurden nicht aufgeklärt. Vornehmlich türkische Geschäfte traf das Nagelbomben-Attentat in Köln, bei dem 22 Menschen zum Teil lebensgefährlich verletzt wurden. Auch der Mord an einer Bereitschaftspolizistin in Heilbronn blieb unaufgeklärt – bis 2011 der rechtsterroristische Hintergrund all dieser Verbrechen offenbar wurde.
Die Berliner Autorin Olivia Wenzel beleuchtet das Leben von Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos, den Gründern des »nationalsozialistischen Untergrunds«.
Es ist allerdings keine Dokumentation der Ereignisse vor Ort. Vielmehr spielt es mit der Erwartungshaltung des Publikums und lässt Täter, Opfer und gar den Hass zu Wort kommen. Um der Mythenbildung entgegenzuwirken, sucht die Autorin das Trio in seinem Zwickauer Wohnzimmer auf, wo auf der braunen Couch der rechte Terror geplant wird.
Im laufenden NSU-Prozess stehen Aussagen gegen Aussagen, Böhnhardt und Mundlos sind tot, Beate Zschäpe hat einmal gesprochen, ansonsten schweigt sie nach wie vor und die Akten sind bis 2043 unter Verschluss, sofern sie nicht schon geschreddert wurden.
Es spielen:
Stephan Bach, Benjamin Bochmann, Ursula Gumbsch
Inszenierung: Heidi Lehnert
Spielort
Gärtnerhaus am Landratsamt (im Foyer „Haus für Kultur“), Kaimsgasse 23
(Zugang über Parkplatz des Landratsamtes Bamberg, Ludwigstr. 23 oder direkt über die Kaimsgasse, Zufahrt Parkplatz über Luitpoldstraße).
Eintritt: 16,50 € Vorverkauf, 17,50 € Abendkasse
Ermäßigt: 9,00 € Vorverkauf, 10,00 € Abendkasse
Gruppenpreis für Studenten/Schüler: 4 Karten für 28,00 €
Pressestimmen
Mit einem Stück über die NSU-Morde bietet das Theater im Gärtnerviertel („TiG“) ganz großes Theater
„Weißes Mäuschen Warme Pistole“ – Das Unfassbare fassbar machen
Das freie „Theater im Gärtnerviertel“ (TiG) wagte sich im Gärtnerhaus am Landratsamt in der Kaimsgasse 23 mit „Weißes Mäuschen Warme Pistole“ an ein hoch brisantes Thema heran – an die Morde des „Nationalsozialitischen Untergrunds“, kurz NSU. Glänzend von Heidi Lehnert inszeniert, die den beengten Raum und die vorhandenen Möglichkeiten perfekt in die Aufführung einbezog, steigerten sich die drei Schauspieler Ursula Gumbsch, Stephan Bach und Benjamin Bochmann mit einer solchen Intensität in einen Spielrausch, dass es einem den Atem verschlug. Rasante, provozierende Rollenwechsel, eindrucksvolle Mimik, Gestik, variierende Tonlagen, Gesang, perfekte Interaktion – das ist ganz großes Theater.
Ein Theater, das der Weltkulturerbestadt Bamberg gut zu Gesicht steht.
Prädikat: Sehenswert!
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